Willi Graf
Wenn sie sich trafen, lasen sie nicht nur die "Tag- und Nachtbücher" Haeckers,
die den Untergang der Mächtigen prophezeiten,
sondern auch die großen christlichen Schriftsteller,
z.B. die Vertreter des französischen "Renouveau Catholique"
Paul Claudel, Georges Bernanos und Léon Bloy.
Hans Scholl schreibt in einem Brief vom 10. Februar 1942:
"Ich lese zur Zeit mit einigen Freunden hier den 'Seidenen Schuh' von Claudel.
Ich halte dieses Werk des französischen Dichters
für das größte Ereignis der modernen europäischen Literatur (...)
die Gedanken Claudels sind tiefer, umfassender als die Fausts."
In einem Brief vom 5. Januar 1943 heißt es:
"Ich schätze Bergengruen, den ich persönlich kenne,
über alle lebenden deutschen Schriftsteller einschließlich Carossa."
Über Reinhold Schneider schreibt Willi Graf in einem Brief vom 2. Februar 1943:
"Augenblicklich arbeite ich auch einige Aufsätze Reinhold Schneiders
aus 'Macht und Gnade' durch, und diese Beschäftigung,
man kann fast sagen, dass sie geschichtswissenschaftlich ist,
gibt mir viele und zusammenhängende Anregungen.
Aus Vergangenem entwickelt sich ein großartiges Bild auch der Gegenwart,
und ich ahne manchmal Dinge, die verborgen waren.
Es ist eigentümlich, welche überragende Bedeutung Schneider für uns gewonnen hat,
er ist wohl einer der ganz wenigen Menschen,
die uns Wesentliches zu sagen haben."
Alexander Schmorell, ein Halbrusse, schätzte vor allem Dostojewski.